Projekt Schwesternbriefe

Ich habe jemanden kennengelernt. Eine Frau, die in Kürze 80 wird, sie heißt Mari. Wir haben uns angefreundet. Mari hat mich gefragt, ob ich die Briefe haben mag, die sie und ihre mittlerweile verstorbene Schwester Else einander sandten. Um sie zu lesen, etwas darüber zu schreiben, ein Projekt daraus zu machen, was auch immer. Ich fühle mich geehrt von so viel Vertrauen, neugierig bin ich sowieso, Frauenleben interessieren mich.

Dann kam der blaue Ordner. Mit den gesammelten Briefen. Während Else alles mit der Hand schrieb, sind die auf der Schreibmaschine getippten Briefe von Mari in Durchschlägen vorhanden. Ziemlich wild durcheinander. Ich schmökerte da rein, las dort ein wenig, fühlte mich an den 1980iger-Zeitgeist, als ich ein Kind war, erinnert. Ich spürte die Entwicklung von Mari, die sich aus einer gewaltvollen Ehe befreite und in der Pension ein Studium absolvierte. Es geht aber auch um Glauben, den katholischen von Else, den spirituellen von Mari.

Ich sortierte die Briefe nach Jahrzehnten, der erste ist aus 1960. Und ich beschloss, zuerst einmal hier auf meinem Blog ein Projekt daraus zu machen. Ob und was dann weiter folgt, ist völlig offen. Meine Idee ist es nun, zumindest einmal alle zwei bis drei Wochen einen Schwesternbrief-Beitrag zu veröffentlichen. Dazu möchte ich je einen oder auch mehrere Briefe abschreiben. Und so dem Leben der beiden Schwestern ein wenig nachspüren und schauen, was das mit mir macht.

Die Namen der beiden Frauen habe ich geändert, alles andere werde ich so lassen, wie es ist. Else arbeitete nach dem Krieg als Lehrerin in Dänemark und lebte später mit ihrer Familie in Linz. Mari ist seit vielen Jahren im 22. Bezirk in Wien daheim, also zugereiste Donaustädterin wie ich.

Nachtrag am 18.2.2024: Ich habe mich nun doch entschieden, die richtigen Vornamen der beiden Schwestern zu nehmen. Sie heißen Elisabeth (aus ihr hatte ich ganz kurz Else gemacht) und Karin (nicht Mari). Damit keine Nuancen, Stimmungen oder gar Authentizität verloren gehen.

8 Gedanken zu “Projekt Schwesternbriefe

  1. Das ist wirklich eine ganz tolle Idee!
    Dein Projekt wird sicher interessant auf vielen Ebenen: die Briefe geben ja sicher nicht nur Einblick in die Leben der beiden Frauen und ihrer Beziehung zueinander, sondern zeigen vermutlich auch die Entwicklung des Frauenbildes im Laufe der Jahre ein.
    ich freue mich schon sehr darauf! Danke.

  2. Sehr interessantes Projekt!!! Hast Du auch schon mal in die Briefe zwischen Ilse Aichinger und ihrer Schwester Helga reingeschaut? Vor kurzem war übrigens internationaler Schwesterntag…glg Vanessa

    • Liebe Vanessa, danke dir für diesen Input, das Buch kannte ich tatsächlich noch nicht, aber jetzt habe ich es mir bestellt. Zum Schwesterntag: Da habe ich selber drei Schwestern und einen Bruder und weiß nix davon. Also hab ich nachgeschaut: Am ersten Sonntag im August ist Tag der Schwestern und immer am 10. April ist Tag der Geschwister … Liebe Grüße, Silvia

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